Das ZEFIS-Projekt
"Rechnungslegung im Insolvenzverfahren"
Bericht über den
aktuellen Stand der Forschungsgruppe „Schlussrechnung"
des Rheinland-pfälzischen Zentrums für Insolvenzrecht und Sanierungspraxis
(ZEFIS)
von Prof. Dr. Hans
Haarmeyer, Bonn, Dipl.-Kauffrau Anne Basinski, Frankfurt/M.,
WP/StB Christoph Hillebrand, Köln und RA/WP/StB Jens Weber, Königstein
I. Ausgangslage: Das ZEFIS-Projekt
Schlussrechnungsprüfung
Auf der Grundlage des Kooperationsvertrags v.
20.10.2009 zur Errichtung des Rheinland-pfälzischen Zentrums für Insolvenzrecht
und Sanierungspraxis (ZEFIS) zwischen der Universität Trier, der Fachhochschule
Koblenz und der Fachhochschule Trier wird das Forschungsprojekt
Schlussrechnungsprüfung durch die beteiligten Hochschulen unter dem Dach des
ZEFIS geführt. Das Forschungsprojekt orientiert sich an der empirischen
Erhebung tatsächlicher Verfahrensabläufe und deren Bewertung unter
tatsächlichen und rechtlichen Aspekten und basiert auf dem im November 2008 von
Prof. Dr. Hans Haarmeyer, RheinAhrCampus in Remagen,
als Projektleiter erstellten Exposé. Auf der Basis einer empirischen Erhebung
des Ist-Zustands gilt als Ziel des Projekts die Entwicklung von Prüfstandards
sowie von einheitlichen Rechnungslegungssystemen zur Verbesserung der
Transparenz und als Hilfestellung für die Verfahrensbeteiligten, um in diesem
Licht praktikable Standards und transparente Prüfkriterien zu erheben. Zudem
sollen die Arbeitsabläufe deutlich verbessert und ressourcensparend
strukturiert werden, damit sich insbesondere die Rechtsanwender in der Justiz
auf ihre Kernaufgaben konzentrieren können. Damit soll zugleich die Haltbarkeit
bzw. die eventuelle Notwendigkeit der Veränderung des gegenwärtigen
gesetzlichen Zustands auf einer empirischen Grundlage diskutiert werden können.
II. Erhebung des Ist-Zustandes
In der Zeit von Ende Mai bis Ende Juli 2009
sind in der ersten Phase des Forschungsprojektes an den sechs
Insolvenzgerichten im OLG-Bezirk Zweibrücken Datenerhebungen vorgenommen
worden, um im Rahmen des Forschungsprojekts in einem ersten Schritt den Ist-Zustand
der Schlussrechnungen festzuhalten. Dabei wurden aus den Erhebungsakten
Schlussrechnungen der Jahre 2007/2008 nach vorgefertigten Erhebungsbögen
ausgewertet. Auswertungskriterien waren dabei beispielhaft die Rechtsform, die
Größenklassen, die Gerichtskosten, die Teilungsmasse, die Insolvenzquote wie
auch die Insolvenzverwaltervergütung. Die Erhebungsergebnisse wurden nach
verschiedenen Kriterien (Gerichte, Größenklassen etc.) sortiert, um unter
Zugrundelegung statistischer Methoden ein valides Ergebnis zu erzielen. Die
Ergebnisse der Erhebungen bestätigten die Ausgangsthese des Projektes, dass
eine große Diskrepanz zwischen gesetzlichem Anspruch und Wirklichkeit der
Insolvenzrechnungslegung besteht, die aus der Sicht der Forschungsgruppe
maßgeblich darauf zurückzuführen ist, dass es vornehmlich an einer
Standardisierung für die Rechnungslegung wie die Prüfung von Schlussrechnungen
fehlt.
III. Entwicklung eines
Schlussrechnungsstandards
In einer zweiten Phase des Projektes wurden
nun mit den beteiligten Ministerien, Richtern und Rechtspflegern sowie unter
Einbindung vieler Insolvenzverwalter eine Standardschlussrechnung und ein
verdichteter Standardkontenrahmen entwickelt, der den Gerichten in einer
dritten Phase ab Anfang 2011 zur Verfügung gestellt wurde. Ziel dabei war es,
Verbesserungsvorschläge der Gerichte aufzunehmen, um die
Standardschlussrechnung (Schlussrechnungsübersicht) und den
Standardkontenrahmen weiterzuentwickeln und mit einem einfachen Kontenrahmen
die insolvenzrechtliche Buchhaltung in drei Kontenkreisen für das
Eröffnungsverfahren, das eröffnete Verfahren und bei masseunzulänglichen
Verfahren abzubilden. Nachdem die Standardschlussrechnung und der
Standardkontenrahmen über die Gerichte auch verschiedenen Insolvenzverwaltern
zur Verfügung gestellt worden waren, konnten verschiedene Anwendungsprobleme
identifiziert werden, die dann zu Änderungen des Kontenrahmens führten. Es
wurden zudem Gespräche mit interessierten Insolvenzverwaltern,
Schlussrechnungsprüfern sowie Vertretern des Gravenbrucher Kreises (GK) und des
Verbands der Insolvenzverwalter Deutschlands e.V. (VID) geführt. Die Gespräche
mit Richtern, Rechtspflegern und Insolvenzverwaltern führten zunächst
insbesondere zu redaktionellen Änderungen der Standardschlussrechnung, wie sie
in der
ZInsO
2010, 1689, 1694 veröffentlicht wurde.
IV. Standardkontenrahmen
Die Diskussionen in der dritten Phase des
Forschungsprojektes hatten jedoch auch zur Folge, dass der ursprünglich auf die
Schlussrechnungsübersicht abgestimmte „kleine" Standardkontenrahmen durch
einen ausführlicheren Kontenrahmen ersetzt wurde. Der Standardkontenrahmen
SKR-InsO wurde im Wesentlichen im GK entwickelt, mit der Forschungsgruppe in
verschiedenen Runden diskutiert und letztlich in Zusammenarbeit mit
Mitarbeitern des GK, des VID und des BAKinsO so angepasst, dass er die
notwendigen, Informationen zur Verfügung stellt, um für die
Schlussrechnungsübersicht die notwendigen Informationen ableiten zu können und
zugleich den Gerichten die Möglichkeiten kennzahlenbezogener Auswertungen zu
eröffnen. ... (Lesen Sie weiter in
ZInsO
2011, 1874 !)
ZEFIS-Kontierungshandbuch
ZEFIS-Kontierungshandbuch 1.0
(Standardisierte Schlussrechnungslegung - Erläuterungen zur
Schlussrechnungsübersicht und zum Kontenrahmen)
Excel-Anlage zum
ZEFIS-Kontierungshandbuch 1.0
Zum Thema gehörende Publikationen der Arbeitsgruppe:
Haarmeyer/Hillebrand,
Insolvenzrechnungslegung - Diskrepanz zwischen gesetzlichem Anspruch und
Wirklichkeit,
ZInsO
2010, 412 u.
ZInsO
2010, 702
Haarmeyer/Hillebrand,
Empfehlungen zur Schlussrechnungslegung und Schlussrechnungsprüfung der
Forschungsgruppe "Schlussrechnung" des Rheinland-pfälzischen Zentrums
für Insolvenzrecht und Sanierungspraxis (ZEFIS),
ZInsO
2010, 1689
Haarmeyer/Basinski/Hillebrand/Weber,
Durchbruch in der insolvenzrechtlichen Rechnungslegung - Bericht über den
aktuellen Stand der Forschungsgruppe "Schlussrechnung" des
Rheinland-pfälzischen Zentrums für Insolvenzrecht und Sanierungspraxis (ZEFIS),
ZInsO
2011, 1874
Haarmeyer, Abschlussbericht über das
Forschungsprojekt "Schlussrechnung" des Rheinland-pfälzischen
Zentrums für Insolvenzrecht und Sanierungspraxis (ZEFIS),
ZInsO
2023, 2037